microphonelogo
net

Dale Carnegie: Wirkungsvoll Reden (Teil I.)

(von Dale Carnegie)
Dale Carnegie & Associates, Inc.
1475 Franklin Avenue
Garden City, New York 11530 USA
Alle Rechte vorbehalten

 


Diese Broschüre enthält die Geheimnisse erfolgreicher Rede, die ich in vierzigjähriger Arbeit entdeckte. Ich habe versucht, Ihnen diese Geheimnisse einfach und klar darzulegen und sie lebhaft zu veranschaulichen. Ich empfehle Ihnen dringend, diese Broschüre bei sich zu tragen und sie in der nächsten Woche mindestens dreimal zu lesen. Studieren Sie sie, und unterstreichen Sie die wesentlichen Stellen.
Dale Carnegie


Sprechen in der Öffentlichkeit schnell und leicht gelernt


Vielleicht fragen Sie sich: Gibt es wirklich eine Methode, das Sprechen in der Öffentlichkeit schnell und leicht zu lernen, oder ist das nur ein faszinierender Titel, der mehr verspricht, als er halten kann? Nein, ich übertreibe nicht. Ich will Ihnen wirklich ein wichtiges Geheimnis verraten, das Ihnen hilft, öffentliches Reden schnell und leicht zu lernen. Ich fand dieses Geheimnis weder in einem Buch, noch hörte ich es auf der Universität. Ich mußte es lange und mühsam erarbeiten. Hätte mir damals als Student jemand dieses Geheimnis wirkungsvollen Redens und Schreibens verraten, hätte ich mir jahrelange Arbeit sparen können. Z. B. schrieb ich ein Buch über Lincoln und warf dann die Arbeit eines ganzen Jahres in den Papierkorb. Das wäre nicht geschehen, hätte ich dieses Geheimnis schon gekannt.

Das wiederholte sich zwei Jahre später, als ich an einem Roman arbeitete, und ich erlebte es zum drittenmal mit einem Buch über Redekunst. Verlorene Jahre - nur weil ich dieses Geheimnis nicht kannte.

 

 

Nur alle 1.5 Jahre! 

Das "Rhetorik Event der Superlative": Jetzt wieder am 10-11 November 2023 in München

  • Reden vor über 100 Menschen. 17 Reden in 2 Tagen. Reden auf einer Grossbühne. 4 Co-Trainer
  • Sie können als Teilnehmer auf die Bühne (5'600 Euro)
  • Sie können als Zuschauer alle Inhalte mitverfolgen (320 Euro)

 


Klicken Sie auf dieses Kurz-Video!

 

 

 

 


 

 

 

 

 

 

Bereiten Sie sich möglichst jahrelang vor

 

Was ist nun dieses Geheimnis? Ganz einfach: Sprechen Sie über Dinge, über die Sie mit gutem Recht sprechen können, die Sie durch langes Studium oder eigene Erfahrung kennengelernt haben, über etwas, das Sie wissen, und wovon Sie wissen, daß Sie es wissen. Bereiten Sie sich nicht nur 10 Minuten oder 10 Stunden vor, sondern lieber 10 Wochen oder Monate, am besten Jahre!

 

Sprechen Sie über Dinge, die Sie interessieren, und die Sie Ihren Hörern unbedingt mitteilen wollen.

 

Ein Beispiel soll das veranschaulichen: Gay Kellog, eine Hausfrau in Roselle in New Jersey, hatte früher noch nie eine Rede gehalten. Sie fürchtete, daß Vortragskunst eine geheime Kunst sei und weit über ihre Fähigkeiten hinausginge. Dennoch konnte sie in der 4. Sitzung die Zuhörer mit ihrer Stegreifrede fesseln. Ihr Thema war: Der größte Kummer meines Lebens. Sie hielt eine bewegende Rede. Die Kursteilnehmer konnten kaum ihre Tränen zurückhalten. Ich weiß es, denn mir erging es genauso. Ihre Rede lautete: "Der größte Kummer meines Lebens ist, daß ich keine Mutterliebe kennenlernte. Meine Mutter starb, als ich erst ein Jahr alt war. Ich wurde bei verschiedenen Verwandten erzogen, die so von ihren eigenen Kindern in Anspruch genommen waren, daß sie für mich keine Zeit hatten. Bei keinem von ihnen blieb ich lange. Sie sahen mich nicht gern kommen, aber umso lieber gehen. Niemals zeigten sie Interesse für mich oder gar Zuneigung. Ich wußte, daß ich störte. Selbst als kleines Kind konnte ich das fühlen. Oft weinte ich mich in den Schlaf, weil ich so allein war. Mein größter Wunsch war, daß jemand mich nach meinen Schulzeugnissen fragte. Aber niemand hat es je getan. Es kümmerte keinen. Als kleines Kind wollte ich nichts anderes als Liebe - aber niemand gab sie mir."

Hatte sich Gay Kellog 10 Jahre auf diese Rede vorbereitet? Nein, 20 Jahre! Sie hatte sich vorbereitet, als sie sich als kleines Kind in den Schlaf weinte und als sie sich grämte, weil niemand nach ihren Zeugnissen fragte. Kein Wunder, daß sie über dieses Thema sprechen konnte! Nichts konnte ihre Erinnerungen auslöschen. Sie hatte an eine Quelle trauriger Erinnerungen gerührt, die tief in ihr ruhte. Sie brauchte sie nicht mühsam wieder heraufzuholen. Es war nicht schwer für sie, diese Geschichte zu erzählen. Sie brauchte nur ihre zurückgehaltenen Erinnerungen und Gefühle an die Oberfläche sprudeln zu lassen, wie das Öl aus einer Ölquelle. Jesus sagt: Mein Joch ist sanft, und meine Last ist leicht." So sind auch das Joch und die Last einer guten Rede. Schlechte Vorträge sind meist die schriftlich niedergelegten und auswendig gelernten, auf die viel Mühe verwandt wurde und die künstlich zusammengestellt sind. Gute Reden sprudeln aus uns heraus, wie das Wasser aus einer Quelle.

Viele Leute reden, wie ich schwimme. Ich strample mich ab, bin sofort erschöpft und komme kaum vorwärts. Auch ein schlechter Redner wirkt verkrampft und steif, er dreht und windet sich und kommt nicht vom Fleck.

 

Lassen Sie sich durch Ihr Thema in Erregung versetzen

 

Auch ein Mensch mit rhetorisch mittelmäßiger Begabung kann eine hervorragende Rede halten, wenn er über etwas spricht, das ihn bewegt. Das habe ich erlebt, als ich Kurse für die Handelskammer in Brooklyn leitete. Daran werde ich mein Leben lang denken. In einer Sitzung hielten wir Stegreifreden. Ich nannte das Thema: "Lohnt es sich, an Gott zu glauben?"

Ein Teilnehmer, der keinen Schulabschluß hatte, hinterließ bei seinen Hörern einen solchen Eindruck, wie ich es in meiner vierzigjährigen Praxis als Kursleiter noch nicht erlebt habe. Als er geendet hatte, standen alle Teilnehmer auf und zollten ihm schweigend Anerkennung. Dieser Mann erzählte von der größten Tragödie seines Lebens, dem Tod seiner Mutter. Er war so erschüttert, daß er nicht länger leben wollte. Selbst an sonnigen Tagen hatte er das Gefühl, in dichtem Nebel umherzugehen. Er wollte nur noch sterben. In seiner Verzweiflung kniete er nieder, weinte und betete den Rosenkranz. Da kam großer Friede über ihn und stille Ergebung: Nicht mein, sondern dein Wille geschehe. Er schloß seine Rede mit den Worten: "Das Vertrauen auf Gottes Führung hat mir das Leben gerettet!"

"Diese Rede werde ich nie vergessen, weil sie die Gefühle so stark angesprochen hat. Als ich dem Teilnehmer dankte, antwortete er: "Ja, und ich hielt diese Rede ohne jede Vorbereitung!" Ohne Vorbereitung? Wenn dies keine Vorbereitung war, dann weiß ich nicht was Vorbereitung ist!

Natürlich meinte er, er hätte vorher nicht gewußt, daß er über dieses Thema sprechen sollte. Ich bin froh darüber, denn sonst wäre seine Rede nicht so wirkungsvoll gewesen. Wahrscheinlich hätte er sie ausgearbeitet und versucht, einen Vortrag daraus zu machen, der dann gekünstelt gewirkt hätte. Stattdessen machte er es wie Gay Kellog. Er stand auf und sprach aus offenem Herzen, so wie ein Mensch zum anderen.

In Wirklichkeit begann seine Rede schon, als er am Sarg seiner Mutter kniete, weinte und den Rosenkranz betete. Leben empfinden, nachdenken und "die Pfeil? und Schleudern wütenden Geschicks" erdulden - das ist für das Reden oder Schreiben die beste Vorbereitung.

Wählen Sie Themen aus Ihrem Leben

Wissen Anfänger, wie wichtig es ist, Themen aus ihrem Leben zu suchen? Wissen? Sie haben noch nie davon gehört! Sie suchen eher Themen aus einer Zeitschrift. Einmal traf ich eine Kursteilnehmerin in der U-Bahn. Sie war ganz entmutigt, weil sie im Kurs kaum Fortschritte machte. Ich fragte sie nach ihrer Rede in der letzten Sitzung und erfuhr, daß sie über Mussolinis Invasion in Äthiopien gesprochen hatte. Ihre Informationen darüber hat sie in einem Artikel gefunden, den sie zweimal gelesen hatte. Ich fragte sie, ob sie sich für dieses Thema interessierte. Die Antwort war "Nein". Und als ich den Grund ihrer Themenwahl wissen wollte, meinte sie: "Ich sollte über irgend etwas sprechen, so habe ich dies gewählt".

Bedenken Sie: hier war eine Frau, die versucht hatte, über Mussolinis Krieg in Äthiopien zu sprechen. Doch gab sie zu, daß sie wenig darüber wußte und sich auch gar nicht dafür interessierte. Dabei hätte sie über Dinge reden können, die ihr vertraut waren.

Nach einer Diskussion sagte ich ihr: "Mit großem Interesse würde ich Ihnen zuhören, wenn Sie über Kindererziehung oder darüber sprechen würden, was man für einen Dollar alles kaufen kann. Aber weder ich noch sonst jemand interessiert sich für Ihre Interpretation von Mussolinis Invasion in Äthiopien. Sie wissen darüber nicht genug, um unsere Aufmerksamkeit zu verdienen."

Sprechen Sie aus Ihrem Herzen - nicht aus Büchern

Viele Teilnehmer sind wie diese Frau, sie nehmen ihre Themen aus Büchern oder Zeitschriften statt aus ihren eigenen Erfahrungen und Überzeugungen.

Vor einigen Jahren war ich Mitglied einer Jury bei einem Vortragswettbewerb zwischen einigen Universitäten, der über den Rundfunk ausgestrahlt wurde. Die Jury konnte die Redner nicht sehen, wir hörten ihnen vom Studio 8G der Radio-City zu. Ich wünschte sehr, daß alle Teilnehmer und Kursleiter dies miterlebt hätten! Der erste Student sprach über "Demokratie am Scheideweg". Der nächste behandelte die rhetorische Frage "Wie kann man einen Krieg verhindern". Es war peinlich und offensichtlich, daß sie nur mühsam auswendig gelernte Phrasen hersagten. Weder die Gäste im Studio noch die Jury schenkte ihnen große Aufmerksamkeit. Einer der Schiedsrichter, Willem Hendrik van Loon, fing an, ein Mädchen im Studio zu zeichnen. Wir alle standen auf, sahen ihm zu und hörten nicht mehr auf den dilettantischen Sermon und die auswendig gelernten Worte, die durch den Lautsprecher kamen.

Doch der nächste Redner ließ mich sofort aufhorchen. Er kam von der Yale-Universität und sprach über die Mängel an den Universitäten. Er hatte das Recht, darüber zu reden. Aufmerksam hörten wir ihm zu.

Aber der Gewinner des Wettbewerbs begann etwa so: "Ich komme gerade aus dem Krankenhaus, wo mein Freund mit dem Tode ringt. Er hatte einen Autounfall. Die meisten Unfälle werden durch jüngere Menschen verursacht. Und ich, als Angehöriger dieser jungen Generation, will Ihnen von den Gründen für diese Unfälle berichten."

Alle im Studio waren still. Er sprach über Tatsachen und versuchte nicht, eine Ansprache zu halten. Auch er hatte das Recht erworben, darüber zu reden. Er sprach aus einem inneren Bedürfnis.

 

Sie sollten den dringenden Wunsch haben, etwas mitzuteilen

Lassen Sie sich warnen: Nicht allein das Recht zu reden ist Voraussetzung für einen guten Vortrag. Es muß noch etwas Wichtiges hinzukommen. Wir brauchen den starken Wunsch, den Hörern unsere Überzeugungen und Gefühle mitzuteilen.

Stellen Sie sich vor, ich sollte über Ackerbau und Viehzucht sprechen. Zwar habe ich zwanzig Jahre auf einer Farm in Missouri verbracht und das Recht, darüber zu reden. Aber ich fühle kein besonderes Bedürfnis, Ihnen meine Ideen und Ansichten darüber mitzuteilen. Würde ich dagegen gebeten, über meine Hochschulausbildung zu berichten, könnte ich kaum versagen, denn da brächte ich drei Grundvoraussetzungen für eine gute Rede mit: 1. könnte ich mit gutem Recht darüber sprechen, 2. hätte ich tiefe Gefühle und Überzeugungen, die ich Ihnen gern mitteilen würde, und 3. hätte ich klare und überzeugende Beispiele aus meiner Erfahrung.

Als Gay Kellog über den größten Kummer ihres Lebens sprach, daß sie nie echte Mutterliebe kennenlernen durfte, hatte sie nicht nur durch ihr Leiden das Recht auf diese Rede erworben, sie brannte auch darauf, uns dies mitzuteilen. Ebenso war es mit dem Teilnehmer, der vom Tode seiner Mutter sprach: "Nicht mein, sondern dein Wille geschehe!"

Große Wendepunkte in der Geschichte wurden durch Menschen verursacht, die den Wunsch und die Fähigkeit hatten, durch ihre Überzeugungen und Gefühle ihre Zuhörer mitzureißen.

Hätte John Wesley nicht diesen Wunsch und diese Fähigkeit gehabt, nie hätte er eine Religionsgemeinschaft gründen können, die sich über die ganze Welt ausbreitete.

Hätte Peter von Amiens nicht diesen Wunsch und diese Fähigkeit besessen, nie hätte er die Welt aufrütteln und Europa in die vergeblichen und blutigen Kreuzzüge zum Heiligen Land hineinziehen können.

Hätte Hitler nicht die Fähigkeit entwickelt, seine Überzeugungen den Massen zu übermitteln, wäre er nie an die Macht gekommen, und er hätte die Welt nicht in den Krieg gestürzt.

Sprechen Sie über Ihre Erfahrungen

Sie sind jetzt bereit, mindestens ein Dutzend guter Reden zu halten, die außer Ihnen niemand halten könnte, weil niemand Ihre Erfahrungen gemacht hat. Reden worüber? Das wissen nur Sie. Tragen Sie einige Wochen lang ein Blatt Papier bei sich und notieren Sie alle Themen, die Ihnen gerade einfallen, und auf die Sie durch Ihre Erfahrungen vorbereitet sind, z. B.: "Der größte Kummer meines Lebens", "Mein größter Wunsch" oder: "Warum mir die Schule gefiel (oder nicht gefiel)". Sie werden überrascht sein, wie schnell die Liste der Themen wächst.

Hier eine gute Nachricht für Sie: Ihre Fortschritte als Redner hängen viel mehr von der richtigen Themenwahl ab als von Ihrer angeborenen Redegewandtheit. Sie können sich entspannen und aus dem Stegreif eine Rede halten, wenn Sie es wie Gay Kellog machen: Sprechen Sie über eine Erfahrung, die Sie tief berührt hat, und an die Sie seit Jahren denken müssen. Sie werden sich aber nie wohlfühlen, wenn Sie über "Mussolinis Invasion in Äthiopien" oder "Demokratie am Scheideweg" sprechen.

 

Sprechen Sie über Dinge, die Sie beherrschen

Über eigene Erfahrungen zu sprechen, baut am schnellsten Mut und Selbstvertrauen auf. Wenn Sie aber schon Redeerfahrung haben, möchten Sie sicher über andere Themen sprechen. Aber über welche? Und wo können Sie sie finden? Überall. Ich bat z. B. einmal die Manager der New Yorker Telefongesellschaft, während der kommenden Woche jede Idee für eine Rede zu notieren. Es war November. Ein Teilnehmer sah das Erntedankfest rot im Kalender gedruckt und sprach über die vielen Dinge, für die er dankbar war. Ein anderer sah Tauben auf der Straße. Da hatte er eine Idee. Er verbrachte einige Abende in der Bibliothek und hielt eine Rede über Tauben, die ich nie vergessen werde. Doch der Preisträger dieses Abends hatte in der U-Bahn am Kragen eines Mannes eine Wanze herumkrabbeln sehen. Er informierte sich gründlich über dieses ungewöhnliche Thema und hielt uns dann eine Rede, an die ich mich noch heute, nach zwanzig Jahren, erinnere.



Tragen Sie ein Notizbuch bei sich

Warum machen Sie es nicht wie Voltaire, einer der größten Dichter des 18. Jahrhunderts? Er hatte stets einen sogenannten Schmierblock bei sich, in den er spontan Ideen und Gedanken eintrug. Warum haben Sie keinen Schmierblock? Wenn Sie sich z. B. über einen unhöflichen Verkäufer ärgern, schreiben Sie "Unhöflichkeit" auf den Block. Versuchen Sie dann, weitere bezeichnende Beispiele für dieses Thema zu finden. Wählen Sie dann das anschaulichste aus und berichten Sie uns, worauf es ankommt. Schon haben Sie eine Zwei-Minuten-Rede über Unhöflichkeit.

Sobald Sie beginnen, Redethemen zu suchen, finden Sie sie überall: Zu Hause, im Büro und unterwegs.

 

Erzählen Sie etwas Einfaches

Versuchen Sie nicht, über weltbewegende Probleme, wie die Atombombe, zu sprechen. Wählen Sie etwas Einfaches. Fast alles geht, wenn Sie von der Idee gepackt sind, und nicht die Idee von Ihnen.

Vor kurzem hörte ich Mary A. Leuer aus Chicago über Hintertüren sprechen. Vielleicht finden Sie ihre Geschichte einfältig, wenn Sie sie lesen. Wenn Sie sie aber, wie ich, gehört hätten, hätte sie Ihnen bestimmt gefallen, denn Mary war von ihrer Hintertür begeistert. Ich habe tatsächlich noch niemand mit solch glühendem Eifer über das Anstreichen einer Hintertür sprechen hören! Ich will damit sagen: Sie können über fast jedes Thema reden, vorausgesetzt, Sie haben sich durch Studium oder eigene Erfahrung das Recht dazu erworben, Sie sind begeistert von der Idee und möchten sie anderen mitteilen.

Hier ist die berühmte Rede über Hintertüren!


"Als ich vor vier Jahren in meine jetzige Wohnung zog, war die Hintertür in einem tristen Grau gestrichen. Es war schrecklich. Jedesmal, wenn ich sie öffnete, fühlte ich mich bedrückt. Also kaufte ich eine Dose schöne blaue Farbe und strich sie außen und innen. Es war der herrlichste Blauton, den Sie je gesehen haben! Immer, wenn ich sie nun aufmachte, schien es mir, als sähe ich ein Stückchen Himmel.
Niemals aber war ich so ärgerlich wie neulich, als ich abends heimkam und sah, daß der Hausmaler meine Fliegengitter aufgebrochen und meine schöne blaue Tür mit einem scheußlichen Aschgrau überstrichen hatte. Ich hätte ihn glatt erwürgen können!Man kann Menschen viel eher nach dem Aussehen ihrer Hintertüren beurteilen als dem ihrer Vordertüren. Die werden oft verschönt, um Eindruck zu machen. Aber Hintertüren sprechen Bände! Ein schlampiger Hintereingang spricht für einen schlampigen Haushalt. Aber eine hübsch gestrichene Hintertür, von Blumentöpfen und ordentlichen Mülleimern umgeben, läßt einen interessanten und phantasievollen Menschen dahinter vermuten. Ich habe mir schon wieder eine Dose schöne Farbe gekauft, und nächsten Samstag werde ich meine helle Freude haben, wenn ich meine Tür wieder hübsch male!"


Und so geht es. Man könnte ein Buch mit Beispielen kraftvoller Redner füllen, die

a) durch Studium oder Erfahrung das Recht erworben haben, über ihr Thema zu sprechen,

b) selbst davon begeistert sind und

c) ihre Ideen und Gefühle ihren Zuhörern übermitteln wollen!

Wie Sie die Rede vorbereiten und halten

Acht Regeln sind bei der Vorbereitung einer Rede von großem Nutzen:

  1. Notieren Sie kurz die Interessantesten Dinge, die Sie erwähnen wollen
     
  2. Schreiben Sie Ihre Rede nicht wörtlich auf

    Warum? Weil Sie dann in Schriftdeutsch statt in einfacher Umgangssprache reden. Sie werden versuchen, sich an das Geschriebene zu erinnern. Das wird Sie daran hindern, sich natürlich und lebhaft auszudrücken.
     
  3. Lernen Sie niemals eine Rede auswendig

    Eine auswendig gelernte Rede werden Sie sicher vergessen, und Ihre Hörer werden vielleicht froh sein, wenn sie zu Ende ist, denn keiner möchte gern eine "eingemachte" Rede hören. Ihr Blick und Ihre Stimme scheinen von weither zu kommen. Sie klingen nicht wie ein menschliches Wesen, das uns etwas mitteilen will.

    Wenn Sie bei einer längeren Rede etwas zu vergessen fürchten, machen Sie sich auf einem Zettel Stichworte, halten Sie ihn in der Hand und schauen Sie gelegentlich darauf. Das tue ich oft.

     

  4. Bringen Sie anschauliche Beispiele

    Beispiele machen eine Rede interessant. Nehmen wir z. B. diese Broschüre. Vom Text sind ungefähr die Hälfte Beispiele. Da ist Gay Kellog mit ihren traurigen Kindheitserinnerungen, das Beispiel des Redners über "Lohnt es, an Gott zu glauben?", die Teilnehmerin, die über Mussolinis Invasion in Äthiopien gesprochen hatte, die vier Studenten im Rundfunkwettbewerb usw. Mein größtes Problem beim Schreiben eines Buches oder bei der Vorbereitung einer Rede ist nicht, Ideen
    zu sammeln, sondern Beispiele, die diese Ideen plastisch und unvergeßlich machen. Die alten römischen Philosophen sagten: "Exemplum docet" (Das Beispiel lehrt). Wie recht sie hatten!

    Lassen Sie mich den Wert eines Beispiels erklären: Vor Jahren hielt ein Kongreßmitglied eine stürmische Rede. Er beschuldigte die Regierung, mit nutzlosen Schriften unser Geld zu vergeuden. Er illustrierte dies mit der Aussage, die Regierung habe eine Schrift über "Das Liebesleben der Frösche"
    drucken lassen. Ohne dieses spezifische Beispiel hätte ich die Rede längst vergessen. Im Lauf der Zeit werde ich sicher vieles vergessen, nie aber seinen Vorwurf gegen die Regierung und die Veröffentlichung über "Das Liebesleben der Frösche"!

    Exemplum docet. Das Beispiel ist sogar ziemlich das einzige, das lehrt. Ich habe brillante Reden gehört, die ich sofort wieder vergaß, weil kein Beispiel half, sie zu behalten.
     

     

  5. Entwickeln Sie große Kraftreserven

    Ida Tarbell, eine der besten amerikanischen Schriftstellerinnen, wurde gebeten, einen 2-Seiten-Artikel über die Atlantik-Kabel zu schreiben. Sie interviewte den Londoner Leiter der Atlantik-Kabel und bekam alle notwendigen Informationen für ihren 500 Worte langen Artikel. Aber sie gab sich damit nicht zufrieden. Sie ging zur Bibliothek des Britischen Museums und las dort nach über die Atlantik-Kabel, außerdem die Biographie von Cyrus West Field, der die ersten Tiefseekabel im Atlantik legte. Sie studierte sogar Kabelquerschnitte, die im Museum ausgestellt waren und besichtigte eine Kabelfabrik bei London. Ida Tarbell sagte: "Als ich schließlich die zwei Schreibmaschinenseiten über die Atlantik-Kabel schrieb, hatte ich genug Material für ein kleines Buch. Aber dies ermöglichte es mir, mit Selbstvertrauen, Klarheit und Interesse zu schreiben. Es gab mir zusätzliche Kraft."

    Ida Tarbell hat in erfahrungsreichen Jahren gelernt, daß sie sich selbst für nur 500 Worte über die Atlantik-Kabel erst das Recht dazu erwerben mußte. Das gilt auch für das Reden. Werden Sie auf dem Gebiet, über das Sie reden wollen, ein Experte. Schaffen Sie sich Kraftreserven!

     

  6. Üben Sie Ihre Rede im Gespräch mit Freunden

    Der Komiker Will Rogers bereitete seine beliebten Sonntagabend-Rundfunkreden vor, indem er sie während der Woche als Gesprächsstoff verwendete. Wollte er z. B. über den Goldstandard sprechen, machte er in der Woche lustige Bemerkungen darüber. So merkte er, welche Witze ankamen, und welche Bemerkungen interessierten. Das ist eine viel bessere Redevorbereitung als Gestikulieren vor dem Spiegel. Eine weitere Methode um Routine im Sprechen vor Publikum zu bekommen ist, Stegreifreden zu üben. Das sind Reden, wo Sie ohne Vorbereitung zu einem Thema spontan reden müssen. Hier nähere Details zur Stegreifrede

     
  7. Kümmern Sie sich weniger um Ihre Vortragsweise als um die Ursachen dafür

    Über den richtigen Vortrag einer Rede ist viel schädlicher Unsinn geschrieben worden. Vergessen Sie vor einer Gruppe Ihre Stimme, Atmung, Bewegung, Haltung, Betonung. Denken Sie an das, was Sie sagen. Die Zuhörer wollen, wie Hamlets Mutter meinte, "mehr Inhalt, weniger Kunst!" Seien Sie wie eine Katze, die eine Maus zu fangen versucht. Sie guckt auch nicht herum und sagt: "Ich möchte wissen, wie mein Schwanz aussieht. Ob ich wohl richtig stehe? Wie ist mein Gesichtsausdruck?" Nein, sie ist mit solchem Eifer dabei, die Maus zum Abendbrot zu fangen, daß sie gar nicht falsch stehen oder aussehen könnte, selbst wenn sie wollte. Wenn Sie so lebhaft an Ihren Hörern und an dem, was Sie sagen, interessiert sind, vergessen auch Sie sich selbst.

    Glauben Sie nicht, daß jahrelanges Studium, wie beim Musizieren oder Malen, erforderlich ist, wenn Sie einer Gruppe Ihre Gefühle oder Ideen übermitteln wollen. Jeder kann zu Hause eine glänzende Rede halten, wenn er zornig ist. Wenn jemand Sie niederschlüge, stünden Sie auf und hielten eine hervorragende Rede. Ihre Haltung, Gesten und Mimik wären genau richtig, weil sie Ausdruck Ihrer Gefühle wären. Sie brauchen nicht erst zu lernen, Ihre Gefühle auszudrücken.
    Mit sechs Monaten konnten Sie das sehr gut. Mütter wissen das.

    Beobachten Sie spielende Kinder. Welch klarer Ausdruck! Betonung, Bewegungen, Haltung und Kommunikation stimmen genau! Jesus sagt: "Wenn ihr nicht umkehrt und wie Kinder werdet, könnt ihr nicht in das Himmelreich kommen." Ja, wenn Sie nicht so natürlich und frei werden wie ein Kind beim Spiel, können Sie keinen guten Ausdruck erlangen. 
    Wenn Sie eine Ausbildung als Kommunikationstrainer machen wollen, dann klicken Sie hier: Kommunikationstrainer Ausbildung

     

    Einstellung gut - Rede gut

    Es ist nicht entscheidend, Bewegungen, äußere Haltung und Betonung an sich zu lernen. Das betrifft nur die Wirkung. Sie sollten sich mit der Ursache dieser Wirkung befassen. Sie liegt in Ihnen, in Ihrer geistigen und gefühlsmäßigen Haltung. Wenn Sie die richtige Einstellung haben, können Sie hervorragend reden. Sie brauchen sich darum nicht besonders zu bemühen. Sie werden das so natürlich tun wie das Atmen.

    Ein Konteradmiral der amerikanischen Marine hatte im ersten Weltkrieg ein Geschwader unter seinem Befehl. Er kannte keine Furcht vor einer Seeschlacht, aber er scheute sich so sehr, vor einer Gruppe zu reden, daß er jede Woche die Reise von New Haven in Connecticut nach New York machte, um diesen Kurs zu besuchen.

    Nach den ersten sechs Sitzungen hatte er immer noch Redeangst und Lampenfieber. Da kam sein Kursleiter Elmer Nyberg während einem Bewerbungsgespräch auf eine Idee. Sie sollte den Admiral aus seiner Reserve locken. Unter den Teilnehmern war ein Radikaler. Den nahm Nyberg zur Seite und fragte: "Könnten Sie eine zündende Ansprache über Ihre politische Überzeugung halten?" Der Mann war mit seiner Rede noch nicht weit gekommen, als der Admiral aufsprang und rief: "Halt! Halt! Das ist ja Aufhetzung!" Dann erteilte er dem Kommunisten eine leidenschaftliche Lektion über Freiheit.

    Nyberg sagte: "Ich gratuliere Ihnen, Herr Admiral! Das war eine blendende Rede!" Der fiel ihm ins Wort: "Ich halte keine Rede, sondern sage diesem Grünschnabel hier mal richtig Bescheid." Der Kursleiter erklärte nun, daß alles verabredet gewesen war, um ihn aus seiner Zurückhaltung herauszulocken, damit er sich selbst vergessen sollte. So eine Art nennt man schlagfertiges Reagieren. Schlagfertigkeit an sich, kann man trainieren, denn  auch dazu gibt esTechniken, die, einmal verinnelricht, einem helfen sofort eine schlagkräftige Weriderung zu geben. Hier ein extra Artikel zur Schlagfertigkeit.

    Genau das erfahren Sie, wenn Sie von einer Sache erfüllt sind, die größer ist als Sie selbst. Sie merken, daß jede Furcht vor dem Sprechen schwindet und Sie sich nicht um die Vortragsweise zu kümmern brauchen, weil die Ursachen für eine gute Rede unweigerlich für Sie arbeiten.

    Wiederholen wir: Ihre Rede ist eigentlich nur die Wirkung einer primären Ursache. Wenn Sie also an Ihrer Vortragsweise etwas auszusetzen haben, dann versuchen Sie nicht, sie mühsam zu ändern. Gehen Sie auf die Ursachen zurück und arbeiten Sie daran. Überprüfen Sie Ihre geistige und gefühlsmäßige Einstellung.
     
  8. Ahmen Sie niemand nach - seien Sie Sie selbst

    Als ich zum erstenmal nach New York kam, wollte ich an der Schauspielakademie studieren. Ich glaubte, eine Abkürzung für den Weg zum Erfolg gefunden zu haben. Mein Plan war so einfach und idiotensicher, daß ich nicht verstand, warum zielstrebige Leute ihn nicht längst entdeckt hatten: Ich wollte herausfinden, wie berühmte Schauspieler ihre Wirkung erlangten. Dann wollte ich die besten Effekte nachahmen und selbst die strahlende, triumphierende Kombination von allen werden. Wie dumm und armselig! Ich mußte viele Jahre meines Lebens damit vergeuden, andere Leute nachzuahmen, bevor es in meinen dicken Schädel aus Missouri hineinging, daß ich unmöglich jemand anders sein konnte.

    Ich will dies erklären: Vor einigen Jahren wollte ich das beste Buch über Vortragskunst für Geschäftsleute schreiben, das es je gegeben hatte. Mein Plan bestand in der gleichen törichten Idee wie damals als Schauspieler: Ich wollte die Gedanken anderer Schriftsteller borgen und sie alle zusammenschreiben. Ich las einen Haufen Bücher über Vortragskunst und verwandte ein Jahr darauf, ihre Ideen meinem Manuskript einzuverleiben. Schließlich dämmerte es mir, daß ich mich lächerlich machte. Dieses Durcheinander von fremden Ideen war so künstlich, daß kein Geschäftsmann es je gelesen hätte. So warf ich die Arbeit eines ganzen Jahres in den Papierkorb und fing wieder von vorn an. Diesmal sagte ich mir: "Du mußt Dale Carnegie bleiben, mit all seinen Fehlern und Grenzen. Du kannst unmöglich jemand anders sein." Ich gab es auf, eine Kombination anderer zu werden, krempelte meine Ärmel hoch und tat, was ich gleich hätte tun sollen: Ich schrieb aus eigener Erfahrung ein Buch über öffentliche Rede.

    Profitieren Sie von meiner Zeitverschwendung und ahmen Sie niemand nach!
     

Fürchten Sie nicht, Sie selbst zu sein

Bleiben Sie sich treu. Folgen Sie dem guten Rat, den Irving Berlin George Gershwin gab. Als sie sich das erstemal begegneten, war Berlin berühmt und Gershwin ein junger Komponist, der für 35 Dollar pro Woche in der "Tin Pan Alley" spielte. Berlin war von Gershwins Fähigkeiten beeindruckt und bot ihm einen Job als Mitarbeiter für das Dreifache an. "Aber nehmen Sie ihn nicht an", riet er ihm, "sonst könnten Sie ein zweitrangiger Berlin werden. Wenn Sie sich aber selbst treu bleiben, werden Sie eines Tages ein erstklassiger Gershwin!"

Gershwin beherzigte diesen Rat und wurde einer der bedeutendsten Komponisten seiner Generation.

"Bleiben Sie sich selbst treu! Ahmen Sie niemand nach!" Das gilt fürs Komponieren, Schreiben und Reden. In dieser Welt sind Sie etwas Einzigartiges, seien Sie stolz darauf. Nie ist jemand bisher genauso gewesen wie Sie, und nie wird wieder jemand genauso sein wie Sie. Machen Sie also das Beste aus Ihrer Individualität. Ihre Rede sollte ein Teil Ihrer selbst sein und aus Ihren Erfahrungen, Überzeugungen, Ihrer Persönlichkeit und Ihrer Lebensart herauswachsen.

Letzten Endes ist alle Kunst Selbstdarstellung. Ob Sie singen, malen, schreiben oder reden, überall tun Sie es selbst. Ihre Umgebung, Erbanlagen und Erfahrungen haben Sie geformt.
Jeder muß zu seinem Schaden oder Vorteil seinen Acker selbst bestellen und sein eigenes kleines Instrument im großen Konzert des Lebens spielen.

Emerson sagte: "Jeder entdeckt auf seinem Bildungsweg einmal, daß Neid nur ein Zeichen von Unwissenheit und Nachahmung Selbstmord ist, daß er sich wohl oder übel selbst genug sein muß, und daß, obwohl das weite Weltall voller Güter ist, kein nährendes Korn zu ihm gelangen kann, außer durch Arbeit auf dem Stück Land, das ihm zum Bearbeiten gegeben wurde. Die Kraft, die in ihm ruht, ist völlig neu, und nur er allein weiß, was er damit erreichen kann, aber auch erst dann, wenn er es versucht hat."

 

 


 

 

Zusammenfassung

Sprechen in der Öffentlichkeit schnell und leicht gelernt

 
  1. Sprechen Sie über Dinge,
    • a) über die Sie durch Studium und Erfahrung mit Recht sprechen können,
      b) von denen Sie begeistert sind,
      c) die Sie Ihren Zuhörern gern mitteilen wollen.
  2. Notieren Sie kurz die interessantesten Dinge, die Sie erwähnen wollen.
     
  3. Schreiben Sie Ihre Rede nicht wörtlich aus.
     
  4. Lernen Sie niemals eine Rede auswendig.
     
  5. Bringen Sie anschauliche Beispiele.
     
  6. Entwickeln Sie große Kraftreserven.
     
  7. Üben Sie Ihre Rede im Gespräch mit Freunden.
     
  8. Kümmern Sie sich weniger um Ihre Vortragsweise als um die Ursachen dafür.
     
  9. Ahmen Sie niemand nach, seien Sie Sie selbst.
     

Fortsetzung: Teil II.

 

Letztes Update: 06. Juli 2022