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Begriffserklärungen aus der Universitäts-Welt

Was bedeutet eigentlich
"Universität", "Magister" und "Kommilitone" usw.?


Alumni: Es ist ein moderner Trend, doch der Wortursprung ist ebenfalls alt. Immer mehr Hochschulen kümmern sich heute um ihre Ehemaligen, sie gründen Vereine, stellen Netzwerke her, verbessern die Betreuung und den Service für "ihre" Studierenden, damit die sich an "ihrer" Hochschule wohl und heimisch fühlen. Das alles geschieht mit dem Hintergedanken, ihre Verbundenheit auch nach dem Examen aufrecht zu erhalten. Spekuliert wird auf Spenden oder Forschungsaufträge, die diese Ehemaligen dann als gemachte Wissenschaftler vergeben können. Alumni werden die Absolventen genannt. Das Wort, der Plural von lateinisch "Alumnus", bedeutet wörtlich "der Genährte". Ein Alumnus war im Mittelalter der Schüler eines Alumnats (Internatsschule) . In der Bedeutung von Hochschulabsolvent wurde es ab dem Ende des 18. Jahrhunderts in den USA geprägt.

 

Bachelor: Das "Bachelor" (engl.) kommt von "Bakkalaureat" (lat.) und ist der unterste akademische Grad, nämlich die "Hochschulreife", in Frankreich heißt dies "Baccaloréat" und ist der Abschluß des Lyceums (Gymnasiums), es entspricht in Deutschland etwa dem "Abitur", also der Hochschulreife als Abschluß der Oberstufe. Das Abitur war im Übrigen im Deutschen traditionell eher eine "Reifeprüfung", wobei auch nicht nur eine Hochschulreife sondern auch die persönliche und gesellschaftliche Reife gemeint war. Ich hatte z.B. noch die Freude, 14 Jahre bis zum "Abi" zu haben (8 Jahre Grundschule und 6 Jahre Aufbauschule), heute sind es nur noch 12 Jahre. Heute ist das Abitur vorwiegend nur noch eine "Wissensausbildung" (nur kognitiv), mit weniger kreativen Unterrichten, insofern weniger eine allgemeine Hochschulreife, die neben dem Wissen eben auch die Fähigkeit des Lernens (das ist nämlich eine kreative Fähigkeit) wecken und trainieren sollte. Das Wissen ändert sich heutzutage jedoch rasant, was vor 5 Jahren noch "Wissen" war ist bald danach völlig überholt.
In England und den USA gibt es ein Gymnasium im deutschen Sinne mit Abschluß "Hochschulreife" nicht. Der (werdende) Student (bei uns eher der "Oberstufenschüler") erhält das "Bachelor" nach drei Jahren "Highschool" erst durch die darauffolgende Abschlußprüfung (Bachelor), die etwa dem deutschen "Abitur" entspricht und dadurch die universitäre Reife, der unterste akademische Grad. Die amerikanischen Schul- und Universitätsstrukturen sind völlig unterschiedlich zu den europäischen (Deutschland mit dem "Abitur", Frankreich mit dem gleichwertigen "Baccaloréat").
Ein "Bachelor"-Studium ist im Allgemeinen nur in Fachhochschuler üblich, weniger in Universitäten. Eine Einstufung als "bachelor" ist im Kern das Erringen der (deutschen) Hochschulreife als dem untersten akademischen Grad. Die Bezeichnung "Bakkalaureus" (lat. "Stabträger", franz. "bachelier", engl. "bachelor") kommt aus dem späten Mittelalter:
- "Hintersasse", dann Knappe, auch Geistlicher untersten Ranges
- seit dem 13. Jh. der unterste akademische Grad, heute noch in Frankreich, England un USA gebräuchlich
- "Bakkalaureus" meint heute den Inhaber des Bakkalaureats ("Baccaloréat" / Universitätsreife).



Kommilitone: Dieser Begriff (lateinisch commilitio: Mitsoldat, Waffenbruder) stammt noch aus der Zeit, als der fahrende Studiosus auf seinen langen Reisen zwischen den europäischen Universitäten einen Degen bei sich trug, um sich vor fremden Soldaten und Räubern zu schützen. Viele Universitäten gab es ja im Mittelalter nicht - 1088 wurde Bologna gegründet, im 12. Jahrhundert folgten Paris und Oxford. Die Universitäten Prag, Wien und Heidelberg entstanden im 14. Jahrhundert. Waren die Studenten an ihrer Universität angekommen, schlossen sie sich einer sogenannten Nation - einem Zusammenschluß nach der regionalen Herkunft - an. Dort aber legten sie den Degen nicht in den Spind, sondern trugen ihn offen mit sich herum in den Hörsaal und, wenn es die damals schon gegeben hätte, wohl auch in die Mensa. Und das sogar mit kaiserlichem Segen, denn im Jahre 1514 bestätigte ein Erlaß Kaiser Maximilians dieses exklusive akademische Recht zur Bewaffnung. Kommilitone zu sein, das war fortan eine Gesinnungsbrüderschaft gepflegt mit Saufgelagen, Duellen, nächtlichem Allotria und sexueller Zwanglosigkeit. Heute beschreibt ein Glossar am Fachbereich Informatik der Uni Dortmund den Begriff ziemlich prosaisch als "die Leute, die mit Dir zusammen studieren".

 

Magister: Es gibt Leute, die führen nach dem Examen tatsächlich das M.A. hinter dem Namen. Viele tun es aber auch nicht, weil sie wissen, daß die Initialen etwas abkürzen, was heute wohl nicht mehr viel wert ist. Sie könnten auch "Meister der Künste" hintendran setzen, das nämlich ist die deutsche Übersetzung des "Magister Artium", dem heute weitverbreitetsten akademischen Titel in Deutschland. Brotlose Künste zu sein, sagt man heute vielen Magisterstudiengängen nach. Der Blick zurück in die antiken Ursprünge des Begriffs beweist: es war nie anders. Denn mit den "artes liberales" waren jene Wissenschaften gemeint, deren Studium nicht dem Broterwerb diente, sondern "edel" und "vornehm" war.

 

Modul: Ein "Modul" (lat.) ist im Kern eine Verhältniszahl technischer Größen. Meist hat sich fälschlicherweise der neutrale Artikel "das Modul" durchgesetzt, richtiger aber wäre "der Modul". Durch die Bezeichnungen der weltweiten Computerbegriffe - meist in engl. Sprache - werden sie auch in der deutschen Sprache geläufig für alle möglichen Einzelheiten zumal sie meist auf lateinischen Begriffen beruhen und diese in der deutschen Sprache schon seit jeher üblich sind. "Modul" kommt ursprünglich von "Modus" (zu dt. "Modell"), das bedeutet "Art und Weise", Art oder Regel, als "Modus procendendi" ein Verfahren, bzw. eine Verfahrensweise oder (im technischen Bereich) ein Bauteil. Im Zusammenhang mit Studienordnungen wird zunehmend der Begriff "Modul" wieder eingesetzt für einzelne Verfahrensweisen innerhalb der Studienordnung oder einzelner Regelungen darin, sodaß die Gesamtheit durch eine (oft wählbare) Zusammensetzung der Einzelmodule entsteht.

 

Magister ist der älteste Titel: "Heiße Magister, heiße Doktor gar...", so klagt schon Faust in der gleichnamigen Tragödie sein akademisches Leid. Dabei ist der Magister-Titel viel älter. Er entstand bereits kurz nach dem Jahr 1000, als in Italien die ersten Universitäten gegründet wurden. In Deutschland geriet der traditionsreiche Titel ab dem 19. Jahrhundert langsam in Vergessenheit, er wurde vom Diplom verdrängt. Erst seit den 60er Jahren ist der Magister wieder da: als Hochschulabschluß in den geistes- und sozialwissenschaftlichen Fächern. Und auch eine Magistra gibt es inzwischen, schließlich ist die deutsche "Student/Innen/schaft" heute schon mehrheitlich weiblich.

 

Verspätung eingerechnet - Akademisches Viertel: Nein, das ist kein Wohngebiet, in dem nur Professoren leben. Das Akademische Viertel ist das Privileg, Seminare und Vorlesungen "cum tempore" - mit Zeit(verschiebung) - beginnen zu lassen. Eingeschliffen hat sich eine Viertelstunde Verspätung, die heute bei allen Veranstaltungen mitgerechnet wird und deshalb im Stundenplan nicht eigens auftaucht. Nur wenn eine Veranstaltung ausdrücklich pünktlich beginnt, ist sie mit einern s.t. für "sin tempore", also "ohne Zeit" versehen. Das Akademische Viertel soll entstanden sein, um Professoren und Studenten Zeit zu geben, sich am neuen Veranstaltungsort zurechtzufinden. Inzwischen gibt man auch im nichtakademischen Bereich gerne ein Viertelstündchen drauf.

 

Universität: Sie wird ständig beschworen, doch in den Zeiten großer Massenuniversitäten bleibt es wohl für viele ein unerreichbarer Traum: die Gemeinschaft von Lehrenden und Lernenden. Denn das bedeutet der Begriff universitas ursprünglich. Die genaue Bezeichnung ist universitas magistrorum et scolarium. Übrigens hat universitas noch eine zweite Bedeutung: Universalität nämlich - Theologie, Jura, Medizin und Philosophie - das waren die Fächer. Heutzutage können sich viele Einrichtungen Universität nennen, auch wenn die meisten nicht mehr dem Grundsatz allumfassender Bildung huldigen.

 

Anmerkung: Viele benutzen heute englische Ausdrücke wie "Bachelor" und "Master" und sagen, dieses seien heute an deutschen Hochschulen geläufige Begriffe. Das ist aber nicht überall so.

Ein "Master" ist z.B. kein "Magister" sondern schlicht ein "Meister", die Anforderungen an den "Master" sind geringer als die an den "Magister", in Deutschland ist für die Erringung des Meistertitels kein Abitur notwendig. Manche Studenten sagen auch denglisch "E-Learning" (elektronisches Lernen, meint im Kern aber nur: Lesen und Schreiben mit der Tastatur am Rechner), an "Power Point" (ein Programm und Firmenname von Microsoft) und "Beamer" (für Projektor, ich kenne "beamen" aus der FS-Serie "Enterprise"). "Beam" heißt zu deutsch: Balken, Weberbaum, Pflugbalken, Waagebalken, Glanz, Strahl, Radioübertragung, Richtstrahl, also ein völlig unverbindliches und wenig aussagekräftiges Wort im Gegensatz zum "Projektor", der etwas "projiziert" und eine Vektorgröße bzw. -richtung mitbeinhaltet. Daß Denglisch heute an einigen Universitäten die tradiierten lateinischen universitären Begriffe bereits verdrängt hat ist für meine Begriffe nicht akademisch sondern reine Mode (oder gar nur Masche). Z.B. wird an der Ludwig-Maximilians-Universität München eine "Fakultät" nun "District" genannt, engl. "District" heißt zu deutsch aber: Wahlkreis, Gegend, Landstrich. Ein "District-Sherif" war im wilden Westen ein dem örtlichen Sherif übergeordneter "Commander".

Die meisten heute noch gebräuchlichen akademischen Bezeichnungen und Begriffe sind lateinischen Ursprungs. Im Deutschen gibt es unzählige Wörter lateinischen Ursprungs, dieses ist also nichts besonderes. Die englischen Sprachen (Englisch, Amerikanisch, australisches Englisch) haben diese Wörter ja auch nicht aus dem Lateinischen selbst sondern aus ihrer ursprünglichen (eigentlich niederdeutschen) angelsächsischen Sprache, die englische Sprache hat sich ja eigenständig überhaupt erst gebildet, als die Angelsachsen aus dem niederdeutschen Gebiet (Nordseegebiete) zur britischen (heute englischen) Insel ausgewandert sind (vgl. "Der indogermanische Sprachbaum" und "Deutsch aus englischer Sicht").

Holger Münzer

 

Letztes Update 7. Dezember 2016