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Die Zeit

 

Zur Frage nach einerseits der Endlichkeit und andrerseits der Unendlichkeit oder Ewigkeit der Materie, des Raumes oder der Zeit sei mir eine kurze Betrachtung gestattet, da die jüngsten Erkenntnisse der Wissenschaft über die Quantenmechanik und die Urknalltheorie - zumindest für mich - völlig neue Ausgangspunkte schaffen und die philosophische Frage in diesen Punkten sich mehr und mehr verstrickt in der Begrenztheit des menschlichen Begreifens, das eben jenen physikalischen Begrifflichkeiten unterliegt und nichts außerhalb liegendes begreifen kann. Materie im Raum und in der Zeit ist das, was Astronomen das Universum nennen. Deswegen interessiert die Beschaffenheit des Universums und die Fragen nach seinem Anfang oder seinem Ende.

Es kann darüber nur Theorien geben, eine Theorie ist ein Modell, das das Begreifen faßbar machen soll. Eine Theorie besteht nur in unserer Vorstellung und besitzt keine Wirklichkeit. Als Augustinus gefragt wurde: "Was hat Gott getan, bevor er das Universum schuf?", erwiderte er nicht: "Er hat die Hölle gemacht, um einen Platz für Leute zu haben, die solche Fragen stellen." Seine Antwort lautete: 'Die Zeit sei eine Eigenschaft des von Gott geschaffenen Universums und habe vor dessen Beginn nicht existiert'.

Ich halte diese Feststellung für sehr klug.

Somit ist die Zeitgebung eine reine Theorie ebenso wie die Frage nach dem Anfang bzw. dem Ende der Zeit. Der Begriff "unendlich" bedeutet somit lediglich, daß es sich um eine vom Menschen nur schwer faßbare Zahl handelt, ebenso schwer faßbar wie die Division durch Null. In Wirklichkeit gibt es keine Unendlichkeit, nur in der menschlichen Theorie. Das was wir als "unendlich" bezeichnen, liegt außerhalb der Zeit, kann also sowohl eine Nanosekunde dauern ebenso wie bis zum Ende aller Zeiten. Die mir derzeit einleuchtendste Erklärung des Begriffes Zeit gibt Stephen W. Hawking in seinem Buch "Eine kurze Geschichte der Zeit" (Die Suche nach der Urkraft des Universums).

Das Dümmste, was ich vor kurzem darüber hörte, sagte ein Pfarrer als Abschluß eines Gebetes. Er sagte: "Von Ewigkeit zu Ewigkeit - Amen."

Nehmen wir - wie der Pfarrer - an, daß es eine Ewigkeit gäbe: dann müßte die erste Ewigkeit ja erst beendet werden, bevor die zweite beginnen könnte. Dann wäre die erste Ewigkeit aber nicht ewig sondern eben endlich. Zwei Ewigkeiten kann es auch in der Theorie nicht geben.

Die Formulierung "von ... bis" beschreibt einen Zeitabschnitt, "von" beschreibt den Beginn, "bis" beschreibt das Ende. Der Pfarrer sagte also: von einer Ewigkeit, die aber irgendwann aufhört, dann eine kleine Weile abwarten bis zu einer zweiten Ewigkeit, die ja dann auch irgendwann aufhören müßte (vergleichbar zur ersten). Wer bin ich wirklich. Wer bin ich - diese Frage wird oft auch bei Muni Satsang diskutiert.

Das abschließende "Amen" heißt zu deutsch: "so soll es sein!" - das halte ich für anmaßend: wie soll etwas so sein sollen, was so nicht sein kann? - Vermutlich wartet die Kirche dann aber wieder mal mit einem Dogma auf. Galilei wurde ja auch "rechtmäßig" verurteilt, das Urteil wurde von Papst Woitila ja nicht aufgehoben, es wurde lediglich zugestanden, daß die Kirche als Gericht nicht das notwendige wissenschaftliche Wissen unterstellt hat, und nur in diesem Punkt wurde die Verurteilung Galileis vor wenigen Jahren revidiert. Galileis Verurteilung als solche wurde aber nicht rückgängig gemacht. Nun kann Papst Woitila ja auch nicht mehr Galileis todsündhafte Behauptung leugnen, daß die Erde eine Kugel ist, da er selbst so vehement auf dieser Kugel herumkurvt und sich nicht mehr bei einem Vorstellungsgespräch, die Frage nach Schwächen anhören muss.

PS: Würde ich noch an einen Gott glauben können, wäre mir der von Hans Dieter Hüsch lieber...

Siehe auch:  Keuner Geschichten: Was ist Zeit?

Siehe auch das Rede-Beispiel über Zeit, die vierte Dimension

 

 

 Rhetorik 
 
Letztes Update: 15. Oktober 2018