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Rhetorik Netz - Die Welt der Rhetorik

In dieser Website geht es um Reden halten, Rhetorik, Sprache und Kommunikation

 

 

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Geschichte der Rhetorik

Die Rhetorik ist im alten Griechenland entstanden. Ein Rhetor war ein Redner, der in der athenischen Demokratie in der Volksversammlung (Ekklesia) für seine flammende Redekunst bekannt war.

 

 

Mit guter Redekunst, konnte man nicht nur die Meinung des Volkes zu seinen Gunsten lenken, sondern sie half auch bei den damaligen Gerichtsverfahren sein Anliegen besser durchzubringen. Korax gilt als Begründer der Rhetorik und war der erste, der sich für seinen Rhetorik-Unterricht bezahlen ließ. Er lebte ca 460 vor Christus auf Sizilien, das damals eine Griechische Kolonie war. Isokrates und Platon leiteten um 430 v. Christus jeweils zeitgleich eine Rhetorik-Schule in Athen. Beide haben uns Lehrbücher über die Rhetorik hinterlassen. Sie bekämpften sich heftig, da Ihre Lehrmeinungen über Rhetorik stark auseinander gingen. Platons Schüler Aristoteles verfasste das wohl bekannteste antike Lehrbuch zur Rhetorik. Es trug den Titel "Rhetorik". Es ist nur als Abschrift erhalten geblieben. Er kritisierte darin andere Rhetorik-Autoren, die seiner Meinung nach zu viel auf Emotionen wert legten und das Überzeugen vernachlässigten. Ausserdem hielt er sie für schlechte Redner. In Athen gelangte die Rhetorik zu grösster Blüte. 

In Rom fand seit Beginn des 2. Jhs. v. Ch. die griechische Rhetorik Eingang (Cato der Ältere, Gaius Gracchus). Die Römer übernahmen viel von der griechischen Rhetorik und die Reden von Korax, Aristoteles, Sokrates oder Demostenes galten Ihnen als Vorbilder. Ein wichtiger Ort für gute Rhetorik war der römische Senat, wie auch die Verteidigung bei Gericht. Mit Cicero erreichte die römische Redekunst einer ihrer Höhepunkte. Durch die Einführung des Kaisertums und dem damit einhergehenden Machtverlust des römischen Senats verlor die Rede ihre Bedeutung als Waffe im politischen Kampf.

Die Redekunst blieb aber im Mittelpunkt, sowohl der griechischen wie der römischen Bildung. Auch im antiken Rom gab es Rhetorik Lehrer. Quintilan (5 bis 96 nach Chr), der als grosser Rhetoriker bekannt war, bekam von Kaiser Vesapsian den Auftrag, die erste staatliche Rhetorik Schule zu gründen. In der antiken Rhetorik unterschied man fünf Tätigkeiten für die Erstellung einer Rede: inventio (Idee, Erfindung, Stoff sammeln), dispositio (Niederschreiben, Gliedern), elocutio (stilistische Ausgestaltung), memoria (Einprägen), actio (Ausführung). Quintilan beklagte schon damals die gekünstelte Rhetorik, die sich bei vielen Rednern breit gemacht hatte. Ähnliche Berichte kennen wir von der Renaissance, von der Bismark-Zeit und von heute.

 

Rhetorik Definition:

Rhetorik ist das Handwerk der Redekunst in Praxis und Theorie. Zugleich ist sie die Lehre von Methoden, wie man eine Rede besser gestalten kann.

 

 

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Die Klassische Rhetorik (Antike bis heute)
 

Rhetorik der Antike

Die Rhetorik genoss in der Antike ein hohes Ansehen; aus dieser Epoche stammen so bedeutende Werke über die Kunst der öffentlichen Rede wie die Rhetorik von Aristoteles, "Institutio Oratoria" von Quintilian oder "De Oratore" von Cicero.

 

Bekannte Rhetoren der Antike

Einer der bedeutendsten Redner des Antiken Griechenland war Perikles (490 bis 429 v Chr). Er war schon zu Lebzeiten berühmt für seine Rhetorik und galt als rednerisches Vorbild. Von adligem Geschlecht, gelang es ihm durch seine Redekunst sich zur bedeutendsten Funktion, die in der Athener Demokratie zu vergeben war, wählen zu lassen: Es war dies die Funktion des "Strategen". Er war damit erster Mann in der Demokratie und hatte den Oberbefehl über das Militär. Dieses Amt musste er sich jedes Jahr vom Volk erneut bestätigen lassen. Perikles gelang dies 15 Jahre hintereinander. Er versuchte nur dosiert in der Volksversammlung zu reden, aber wenn er auftrat, gewann er fast immer die Mehrheit der Athener für sein Anliegen.  Der Kömödienschreiber Eupolis beschrieb ihn so: "Perikles war wie ein guter Sprinter. Selbst wenn ein andere Redner in der Volksversammlung einen Vorsprung von zehn Fuß hatte, vermochte er dieses Vorsprung wieder einzuholen und trotzdem als Sieger durchs Ziel zu gehen." (Hier eine berühmte Perikles Rede)

Zu den ersten Rhetoren zählten ebenfalls die Sophisten, besonders Gorgias von Leontini, der 427 v. Ch. nach Athen kam. Die zehn attischen Redner Andokides, Antiphon, Lysias, Isokrates, Isäus, Demosthenes, Äschines, Hyperides, Lykurgos, Dinarchus galten als vorbildlich. Von den damaligen Lehrbüchern ist noch das wahrscheinlich von Anaximenes von Lampsakos verfaßte erhalten, alle andere sind Abschriften.

 

Fünf Tätigkeiten (Schritte) galten als unerläßlich für den erfolgreichen Aufbau einer Rede. Sie sind im folgenden unter ihrer lateinischen (und griechischen) Bezeichnung aufgeführt:

  1. inventio (heuresis): 
    die Sammlung des Stoffes. Zusammenstellung wichtiger thematischer Gesichtspunkte
  2. dispositio (taxis): 
    die zweckmäßige Gliederung  - Gliederung des Materials in einer der Redekunst angemessenen Form
  3. elocutio (lexis): 
    stilistische Ausgestaltung (Wahl der Sprache je nach Thema, Redner und Gelegenheit) - diese ist heute weniger empfehlenswert, siehe Stil und bei Friedrich Naumann: Redestil.
  4. memoria (mneme):  
    die Aneignung, das Einprägen der Gedanken und Worte - Einprägung der einzelnen Redeteile ins Gedächtnis. Das Auswendiglernen der ganzen Rede ist heute so wenig üblich wie das einfache Vorlesen. Dazu empfehle ich eine andere Methode durch die Vorbereitung der Rede. Der gewandte Redner spricht in Fühlung mit den Hörern, dem Publikum, ist auf Zwischenrufe gefaßt und nimmt sie auf.
  5. actio (hypocrisis): 
    der Vortrag der Rede unter Einsatz der wirkungsvollsten Techniken - also Haltung des Redners, Laustärke, Betonung, Gesten usw. Selbstinszenieren und Selbstdarstellung  gehören zur Rhetorik dazu. Bewusst eingesetzte Mimik wirkt allerdings wie Schauspielerei, wohingegen bewusst eingesetze Gesten und Gestik eine sehr starke Wirkung haben.

 

Rhetorik vom Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert

Im Mittelalter wurde die Rhetorik neben Grammatik und Logik Teil des scholastischen Triviums: Theoretiker der Post-Renaissance reduzierten die fünf Teile auf zwei - die »Stilisierung« und den »Vortrag.«. Als Folge davon wurde die Rhetorik in der Hauptsache mit Techniken des mündlichen Ausdrucks in Zusammenhang gebracht, vor allem hinsichtlich des Lesevortrags (das Anliegen der »elocution«). Aufgrund dieser einflußreichen Tradition sind viele der (heute ganz falschen) Ansicht, daß es bei der Rhetorik im wesentlichen um die »verbale Ausschmückung« geht.

Im Mittelalter, das die Redekunst zu den Freien Künsten zählte, wurde die volkstümliche Predigt bedeutungsvoll. Die Predigten wurden überwiegend in Deutsch gehalten. In der Renaissance (1400 bis ca 1590) kamen Diplomaten-Reden zur Blüte, die in Latein gehalten wurden; Die an der griechischen Klassik orientierte Bildung der Humanisten folgten der Redekunst Ciceros und Quintilian's.

Die moderne politische Redekunst entwickelte sich besonders im Rahmen des englischen Parlamentarismus (Cromwell, Burke, die beiden Pitt, Fox Sheridan, Lloyd George, Churchill).

Nach der französischen Kanzelrhetorik der Bossuet, Bourdaloue, Fléchier kam es zu einem Höhepunkt romanischer politischer Rhetorik in der Französischen Revolution (Mirabeau, Robespierre). Große französische Redner waren später Jaurès, Clemenceau, Briand. In Deutschland traten, nach den pädagogischen Bestrebungen Gottscheds in seiner Redeschule in Leipzig, im 19. Jh. Fichte ("Rede an die Nation") und die Redner der Paulskirche (R. Blum, Gagern, Uhland) hervor, deren Reden dichterisch gefärbt, zum Teil von Schillers Rhetorik beeinflußt waren. Lassalle vereinigte als Redner Leidenschaftlichkeit mit logischer Schärfe, Bismarck wirkte durch die Natürlichkeit seiner Ausdrucksweise.

 

 

 

Rhetorik in der Neuzeit

In Deutschland gibt es nur eine einzige Universität, Tübingen, an der Rhetorik studiert werden kann. Zur modernen wissenschaftlichen Behandlung des Themas gehört mehr als nur die Beschäftigung mit den effizientesten Mitteln der Sprache. Man untersucht den gesamten Bereich des gesprochenen und geschriebenen Diskurses, darunter auch den Sprachgebrauch in den Massenmedien und die Interpretation einer Rede. Rhetorik beinhaltet also sowohl die Analyse von Theorie und Praxis der Argumentationstechniken in Diskussionen, als auch in der freien Rede. Im weitesten Sinne untersucht die moderne Rhetorik die Grundlagen sämtlicher Formen wirkungsvoller Kommunikation einschliesslich Körpersprache.

 

Die unterschiedlichen Arten von Reden heute

Im Hinblick auf die Redeformen unterscheidet man heute neben der allgemeinen Rede u.a. die Überzeugungs-Rede, die Informations-Rede, das Plädoyer bei Gericht (Gerichtsrede), die Predigt, die Laudatio (Ehrenrede, Hochzeitsrede), die Jubiläumsrede (Geburtstag, Firmenjubiläum), die Vorlesung (an Hochschulen), die Pressekonferenz, der Comedy Vortrag, die Wahlrede oder die Trauerrede. Seit neuestem kommt noch das Sprechen in die Kamera - Z.B. bei einem YouTube Clip dazu. Die häufigsten Begriffe für das Sprechen vor Publikum sind: Rede, Referat, Vortrag, Präsentation oder Ansprache.

Eine scharfe Unterscheidung der oben genannten Formen (Referat, Jubiläumsrede, Presskonferenz... usw) ist nicht wirklich möglich, da bei allen sowohl unterhalten, berichtet, überzeugt als auch informiert werden kann. 

Für die heutige Kommunikation in der Öffentlichkeit ist ein Rhetorik Training (Rhetorikkurs) die Form, in der Rhetorik an Führungskräfte, Unternehmer und Manager vermittelt wird.

 

 

Eine Rede kann Vieles sein

Nicht jede Rede hat das Ziel beim Zuhörer bzw. Zuschauer eine Meinungsänderung oder eine Tat herbeizuführen. Eine Rede kann belehren, eine Rede kann überzeugen, eine Rede kann unterhalten, eine Rede kann ein wissenschaftlicher Vortrag sein, eine Rede kann informieren. Jede Rede will das Publikum in irgend einer Form in Erstaunen versetzen. Daher sollten Informationen für die Mehrheit des Publikums einen Neuigkeitswert haben. Rhetorik mißt sich an der Wirksamkeit im Publikum.

 

 

Wie Rhetorische Autorität entsteht 

Ein Redner besitzt genau soviel Autorität, wie er sich selbst traut zuzugestehen. Bühnen-Autorität entsteht durch Selbstbewusstsein. Sie ist Folge der verinnerlichten Fremdwahrnehmung, die jemand dauerhaft von anderen bekommt. Selbstbewusstsein kann, ohne positive Fremdaussagen, anerkennende Blicke oder Feedback, nicht aus einem Selbst entstehen. Selbstbewusstsein kann man sich nicht im Heimtraining vor dem Spiegel einsuggerieren. Das ist ein grosser Irrtum vieler Psychologen und Rhetoriktrainer. Rhetorische Autorität hat nichts mit einem erworbenen Wissensstand zu tun. 

Rhetorisches Selbstbewusstsein - und damit rhetorische Autorität - kann nicht theoretisch, sondern nur durch Praktizieren erreicht werden. Es ist ratsam, sich so oft wie möglich in rhetorische Situationen zu wagen. Auf diese Weise baut sich allmählich ein Erfolgs- und Sicherheitsgefühl auf. Denn man erlebt immer häufiger den Respekt und die Anerkennung des Publikums. Das wiederum erzeugt erst den Glauben an sich selbst. Dazu beitragen kann allerdings einer sorgfältige Vorbereitung und viel Übung zu Hause.

 

 

Eine geschriebene Rede, nicht gehalten vor echtem Publikum, ist keine echte Rede

Welche Wirkung eine Rede haben wird, kann selbst ein guter Redenschreiber nur grob abschätzen, jedoch niemals wirklich exakt vorhersagen. Bei einer Rede ist nicht nur entscheidend, was ich sage, sondern auch wie ich es sage. Körperprachliche Elemente, wie Gesten, Pausen, Intonation, Blick usw. machen zwei drittel der Wirkung aus. Das ist wie die Partitur eines Musikstücks. Die niedergeschriebenen schwarzen Punkte auf den 5 Linien machen noch nicht das Konzert. Erst die Genauigkeit und das Gefühl, das der Musiker in sein Instrument steckt macht das Musikerlebnis. 

Die Rede wird erst wirklich zur Rede, durch das Reden selbst. Erst beim Liefern der Rede, kommt das Wichtigste zum Tragen: Wie erfasst ist der Redner von seinen Worten - erst dadurch entsteht die Wirkung beim Publikum. Daneben spielt auch noch das Lampenfieber und die Redeangst eine Rolle. Die selbe Passage, die mit Nervosität in der Stimme, oder gar mit zitternden Händen, gesprochen wurde, hat eine andere Wirkung im Publikum, als wenn der Redner in sich ruht.

Wenn Sie nur eine Rede nachlesen, ist die Wirkung eine andere, als wenn Sie sie miterlebt haben! So gibt es den Bericht eines Mannes, der bei Goebbels Rede 1943 im Berliner Sportpalast dabei war, wo er die Anwesenden mit dem Ruf "Wollt Ihr den totalen Krieg?" zur hysterischen Zustimmung brachte. Der Mann las die Rede ein paar Tage später in der Zeitung und kommentierte: "Wenn man das nur liest ist man enttäuscht - da merkt man erst, wie flach der Inhalt ist".

Andererseits hat der Text der Rede von Steve Jobs, die er 2005 vor den Absolventen der Stanford University gehalten hat, nachträglich gelesen eine höhere Durchschlagskraft, als die von ihm mit mechanischem Blick auf sein Manuskript abgelesene Rede, die man auf dem Video sehen kann. Steve Jobs hat zu krampfhaft, mit seinem Blick Wort für Wort an sein Manuskript geklebt. 
So mancher Rede-Entwurf wird in der Praxis nicht so eingehalten, wie er geplant war. Von der Rede von Martin Luther King ist überliefert, dass er erst am Morgen, kurz vor seiner Rede, spontan seine berühmten Worte "I have a dream..." eingefügt hat. Sie waren nicht in seinem am Abend davor erstellten Redemanuskript.

Beim Reden ist das Publikum Mitspieler und Dialogpartner. Die Stimmung im Saal, die "Großwetterlage" und eben auch der akute Vorgang des Rede Haltens ist dabei entscheidend. Comedians, oder Politiker, die mit einem identischen Vortrag durch duzende von Städten ziehen, wissen davon ein Lied zu singen. Mal kommt der identische Vortrag super an, mal springt einfach kein Funke über.

Schöne und gute "Reden", vielleicht erstellt von einem Redenschreiber, die nie gehalten wurden, jedoch in Buchform herausgegeben von jedem gelesen werden können, sind erst einmal nur "Artikel". So wie bei der Musik die Partitur noch nicht das wahrhafte Musikerlebnis ist, so ist auch bei der Rede, der Text lediglich ein Anhaltspunkt. 
 


Rhetorik betrifft die gesamte zwischenmenschliche Kommunikation

Rhetorik ist also auch die Analyse von Theorie und Praxis der Argumentationstechniken (vgl. Eristische Dialektik), sowohl in Bezug auf Hörer wie auf Sprecher, auf Autoren wie auf Leser. Rhetorik ist auch, was zwischen den Zeilen steht. Rhetorik ist auch, was der Körper spricht (gewollt oder ungewollt). Im weitesten Sinne untersucht die moderne Rhetorik die Grundlagen sämtlicher Formen wirkungsvoller Kommunikation.

Die für mich vorbildhaften Rhetoriker sind Altbundeskanzler Gerhard Schröder, Gregor Gisy, Barack Obama und der verstorbene Steve Jobs. Hören Sie sich deren Reden an, und lernen Sie daraus. Auch aus den berühmten Reden der Weltgeschichte, können Sie lernen. Hier habe ich eine Sammlung, für Sie zusammengestellt: Berühmte Reden. Auch der verstorbene Altkanzler Helmut Schmidt, war ein Meister seines Fachs. Meisterlich, wie er den Konflikt zwischen dem eigenen Gewissen und der Demokratie dargestellt hat. Kaum ein anderer konnte dieses Dilemma besser formulieren. Ein guter Rhetoriker kann zu allem reden. Dazu kann man auch diejenigen Rhetoriklehrer zählen, die Rhetorik Bücher geschrieben haben.

Rhetorik dient nicht dem Selbstzweck, sondern will gutes Sprechen erschaffen. Rhetorik betrifft die gesamte zwischenmenschliche Kommunikation (auch schriftliche Kommunikation). Darunter wird sowohl die Rede vor Publikum (Referat, Vortrag, Präsentation) verstanden, als auch der Dialog  - mit den Unterthemen SmalltalkFlirtenSchlagfertigkeit, Verhandeln, Diskussion, Streitgespräch usw. 

Die Funktionen von Rhetorik sind aber noch vielfältiger. Außer der Funktion, durch die Rede Taten bzw. Handeln herbeizuführen, kann sie auch zur Aufklärung dienen. 

Zur Vorbereitung einer Rede braucht es erst einmal das Nachdenken. Was will ich, dass mein Publikum danach tut, was es vorher noch nicht getan hat?

 

 

Mit Rhetorik können Volksmeinungen beeinflusst und Kriege ausgelöst werden

Rhetorik ist nicht nur kunstvolles Reden. Schon bei den alten Griechen und Römern wurden mit Reden Senate und Volksmeinungen beeinflusst, Throne und Reiche gewonnen, Kriege begonnen und beendet. Mit Rhetorik wurden Weltanschauungen, Ideologien und Religionen verbreitet.

Es gibt keine "ethische Rhetorik" und "un-ethische Rhetorik" es gibt nur "ethische Redner" und "un-ethische Redner". Unser Freund wie unser Gegner, Diktatoren wie Heilige können eine wirkungsvolle "gute" Rhetorik besitzen. Nur deren Ziele können un-ethisch sein.

Die totalste Kriegserklärung aller Zeiten hatte eine äußerst gekonnte Rhetorik, die in die Frage mündete: "... wollt Ihr den totalen Krieg?". Worauf ein vermeintlich ganzes Volk "Ja!" brüllte (es waren aber nur einige hundert handverlesene Anwesende).  Diese agitatorische Frage war eigentlich eine 'rhetorische Frage', weil sie keine andere Antwort zuließ. Der Redner hieß Joseph Goebbels. Auch die Tatsache, daß er ein Kriegsverbrecher war, macht seine demagogische Rhetorik nicht weniger gekonnt.

 

 

Gute Rhetorik ist einfache Rhetorik

Geschraubte und auf Eloquenz ausgerichtete Formulierungen haben nichts mit guter Rhetorik zu tun. (siehe auch Friedrich Luft: "Quatsch in schöner Gestalt").  Allerdings klagten auch schon bei den alten Römern einige über schöngeistiges, akademisches Gerede, das sich dort ausgebreitet hatte. Das Problem ist also altbekannt. Wirksame Rhetorik sucht nach möglichst einfachen Formulierungen und vermeidet unnötige Fremdwörter. Im alten Rom, wie auch heute wollen die geschwollenen Redner sich selbst lediglich als 'gebildet' darstellen: "Obwohl Dialektik die Unmöglichkeit der Reduktion der Welt auf einen fixierten subjektiven Pol dartut und methodisch die wechselfähige Negation und Produktion der subjektiven und objektiven Momente verfolgt, hat die Kantsche Philosophie, als eine des Geistes, den Idealismus festgehalten."  - das ist Leer-Rede oder besser ausgedrückt: Angeberei.

Sicher gibt es fachspezifische Begriffe, die nicht durch einfache Wörter ersetzt werden können. Wenn diese zur Vermeidung von Missverständnissen unerlässlich sind, können sie auch eingesetzt, sollten jedoch kurz erklärt werden. Einfache und gut verständliche Formulierungen helfen dem Redeziel. Der Einwand, man könne sich  durch den Gebrauch einer einfachen Sprache vor akademischem gebildetem Publikum blamieren, ist falsch. Sowohl Professoren, als auch Manager, als auch Staatenlenker verstehen die Sprache, die auch 15-jährige verstehen und werden dadurch mehr zum Handeln motiviert, als durch Satzmonster von 32 Wörtern. Alt-Präsident Richard von Weizsäcker sagte: "Je komplizierter das Gesagte wirkt, desto weniger hat man es durchdacht." Charismatische Redner bevorzugen eine allgemein verständliche Sprache. Denn dadurch erreicht man alle und nicht nur Akademiker und Möchtegern-Intellektuelle.

 

 

Rhetorik ist Kunst und Handwerk - das kann man lernen

Rhetorik ist eine Kunst. Kunst setzt Können voraus. Sie ist für den Künstler zunächst immer Handwerk. Kunst entsteht erst im Auge des Betrachters. Es gibt in der Rhetorik handwerkliche Techniken und Fähigkeiten, die sich lernen lassen. Aber ähnlich wie beim Fussball, werden am Ende nur einige wenige Spiezüge von herausragenden Spielern zur "Kunst"

Man kann seine geistigen Talente geradeso trainieren, zu Hochleistungen bringen, wie seine körperlichen Fähigkeiten. Für die Kreativität in der freien Rede ist ein Training des assoziativen Sprechdenkens empfehlenswert. Eine gut entwickelte Rhetorik dient immer auch der Entwicklung der eigenen Persönlichkeit. Quintilian nannte einen erfolgreichen Redner "einen guten Menschen, der etwas zu sagen hat"...

Die Kunst der Rede ist eine wahre Kunst. Im Mittelalter wurde sie noch zu den freien Künsten gezählt, gegenwärtig findet sie im Kanon der Künste keinen Platz. Das liegt daran, daß sie meist mit Politik und Macht gekoppelt daherkommt. Gewerkschaftler, Politiker, Vorsitzende, Präsidenten und  Wirtschaftsmanager betrachten ihre Rhetorik weniger als eine ästhetische Übung, sie setzen sie ein, um Menschen zu beeinflussen, Wirklichkeiten zu verändern, Mehrheiten zu gewinnen, Geschäfte zu tätigen, der künstlerische Aspekt ist untergeordnet. Er ist trotz allem von großer Wirkung.

 

 

Fremde Formulierungen helfen, auch wenn Sie nicht dem eigenen Sprechstil entsprechen 

Rhetorik kann man lernen, auch wenn der Sprechstil eines Menschen etwas höchst persönliches ist. Es gibt z.B. weibliche und männliche Sprache. Der Sprechstil ist wie der Fingerabdruck eines Menschen, er offenbart sich jedoch vor allem in der Alltagskommunikation. Beim zielgerichteten Reden vor Publikum ist es aber hilfreich, auch erprobte, gut wirkende Formulierungen in seine Rede einzuflechten, obwohl es vielleicht nicht dem eigenen Alltags-Sprechstil entsprechen. Denn eine gut ankommende Rede immer auch ein Stück Imitation. Niemand weiss, ob der Satz, der das Publikum gerade im Herzen bewegt, Ihrer Alltagssprache entspricht, oder nicht. Beim Reden kommt es auf die Wirkung beim Publikum an, sonst nichts. 

Ein Präsentationstraining kann Ihnen helfen, gekonnte Rhetorik zu erlernen. Es gibt Rezepte für eine "gute" Rhetorik, das heißt aber nicht, daß jeder, der das Rezepte kennt, bereits ein guter Koch ist. Fingespitzengefühl und viel, viel Routine machen aus dem Rezept erst ein wohlschmeckendes Gericht. So ist es auch mit Rezepten für eine gute Rede. Erst, wenn ich hundertfach nach Rezept gekocht habe, kommt das ins Spiel, was man "Inspiration" nennt.

 

 

Von sich selbst zu reden, ist das Schwierigste

Viele haben Schwierigkeiten damit, von sich selbst zu sprechen. Sie fürchten, sich damit zu sehr vor den Anderen angreifbar zu machen. Wer redet muß sich aber offenbaren. 

Es gehört viel Mut dazu, zu sich selbst zu stehen, so zu erscheinen, wie man tatsächlich ist, das zu vertreten, was man wirklich denkt - auch wenn nicht alle zustimmen. Wie soll ich jemand davon überzeugen, etwas zu tun, was ich für richtig halte, wenn ich mich verberge aus Angst vor dem Offenbaren meiner eigenen Meinung? Wie kann ich jemand für mich gewinnen, wenn ich nicht dazu stehe, wer ich bin? Letzten Endes ist Reden vor Publikum Selbstdarstellung. Es gehört Mut dazu. Es geht darum, entgegen der eigenen Ängste zu handeln.

 

 

 

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Letztes Update: 23. Oktober 2023