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Informationen...

 

 


Man sagt, Informationen seien eine Ware wie Waschmittel oder ein Stück Brot. Aber ist ein Stück Brot zum Beispiel nicht mehr als nur eine Ware? Ist ein Stück Brot nicht auch Sinnbild für tätiges Christentum oder auch tätigen Sozialismus? Hat nicht Christus Brotstücke unentgeltlich verteilt, weil sich seine Freunde diese Ware nicht kaufen konnten - und weil sie seiner Bergpredigt zuhören sollten? Und ist Brot, das man bricht und mit Wein als Abendmahl anbietet, nicht auch Symbol für menschliche Gesellschaft und zwischenmenschliches Verhalten, Unterhaltung miteinander, Gedankenaustausch? Der Hauptwert besteht also nicht allein im Brot, sondern auch im Zusammensein.

Informationen sind also nicht nur eine Ware sondern ein Medium, mit welchem sich Menschen unterhalten, sich gegenseitig etwas mitteilen; und nicht nur Nachrichten von außen, sondern auch Informationen über sich selbst, seine Gedanken, Erfahrungen, Erkenntnisse. Sie sind also Grundbestand des zwischenmenschlichen verbalen Austauschs und des menschlichen Zusammenlebens. Informationen entstehen wechselseitig. Das Bestimmende daran ist aber nicht sein Kaufwert, sondern seine Qualität. Informationen werden gegebenenfalls auch unentgeltlich und aus Idealismus gegeben, aus dem Bedürfnis, sich mitzuteilen und dem Bedürfnis, zu erfahren.

Informationen sind Nachrichten, Auskünfte, Belehrungen, die Informatik ist die Wissenschaft von der Informationsverarbeitung, insbesondere von den elektronischen Datenverarbeitungsanlagen. Eine Grunderkenntnis der Journalistik ist, daß jede Information gefärbt ist. Jede Information ist bestimmt durch die Subjektivität der Übermittlung. Es gibt keine objektiven Informationen. Die Information ist bestimmt durch die Auffassung des Informanten, sein Verständnis von der Information, die er erhalten (und für sich interpretiert) hat und die er mit seiner gewollten oder ungewollten Interpretation weitergibt. Sie ist weiter bestimmt durch ihren Umfang, ihre Ausführlichkeit bzw. ihre Kürzung.

Jede Kürzung von Informationen ist gleichzeitig - zumindest mehr oder weniger - eine Verfälschung derselben, ein Verschweigen von weiteren, ausführlicheren Informationen. Eine vom Prinzip her richtige Information gibt es demnach gar nicht, Nachrichten sind immer nur Teilnachrichten. Um sich also richtig zu informieren, müßten immer mehr Informationen hinzukommen, müßten Informationen sich durch Gegeninformationen ergänzen. Es gibt Kürzungen, die vielleicht weniger verfälschen, sofern sie nach Objektivität suchen, indem sie recherchiert werden und auch Gegeninformationen miteinbeziehen, die Tatsache der Eigeninterpretation und der größeren Zusammenhänge berücksichtigen. Jedoch entsteht auch daraus immer noch keine Objektivität, sondern vielleicht nur ein Weniger an Verfälschung. Es gibt ja auch überhaupt nichts Absolutes, keine Wahrheiten bezogen auf oder unabhängig von "an sich". Es gibt nämlich keine Sache "an sich", nur auf sich selbst bezogen, die etwa unabhängig wäre von anderen Zusammenhängen, diese idealistische Haltung ist längst widerlegt und überholt. Schon die Erkenntnis der allseitigen Vernetzung in der z. Zt. vieldiskutierten Chaostheorie widerlegt die Begrifflichkeit von etwas Absolutem. (Bei Schopenhauer gibt es noch eine "absolute Wahrheit", die mit objektiver Wahrheit gleichgesetzt wird (seine "Eristische Dialektik" ist im Literaturanhang aufgenommen, siehe auch Dialektischer Materialismus). Er bringt das im Zusammenhang mit den natürlichen Gegebenheiten der Welt. Dagegen frage ich: gibt es z.B. überhaupt eine "Gerade"? Und wenn uns selbst eine hypothetische Linie noch so gerade erscheint: sofern sie im Raum ist, muß sie laut Albert Einstein gekrümmt sein, da jeder Raum gekrümmt ist. Es gibt also keine Gerade und keine Absoluta, diese sind nur rechnerische Thesen, d.h. Behauptungen.

Es gibt in Informationen und Redewendungen Kürzungen, die bewußt verfälschen durch Vereinfachung oder dadurch, daß Nachrichten, Zitate, Meldungen usw. aus ihrem Zusammenhang gerissen werden, um manipulierend Meinungen beim Informanden zu erzeugen. Das beste Beispiel aus unseren Tagen: die Asylanten seien schuld an unserer hohen Arbeitslosigkeit. Sowas geht schnell in dumme Köpfe wie wir wissen. Asylanten dürfen aber gar nicht arbeiten. Schuld an der Arbeitslosigkeit ist die Politik, die Regierung. Die Regierung besteht aber nicht aus Asylanten, wie man leicht nachprüfen kann.

In der Rhetorik sollte man sich bemühen, Informationen gewissenhaft zu recherchieren und dann möglichst "narrensicher" (sprich: justitiabel) zu zitieren. Grundsatz ist auch hier: alles, was ich sage, muß gegen mich verwendet werden können. - Informatik: jede Information ist subjektiv gefärbt!

In der Rhetorik sind Informationen ein wichtiger Bestandteil. Vorurteile beruhen oft auf Informationsmangel oder Fehlinformationen. Informationen können richtigstellen, und zwar nicht nur durch die Information selbst, sondern auch durch zusätzliche und ausführlichere Informationen bzw. durch Gegeninformationen. Mit Informationen können Vorurteile behoben werden. Dies sollte auch insoweit genutzt werden. Das Wichtigste an einer Rede ist aber nicht deren Informationswert, sondern deren Überzeugungskraft. Zu viele Informationen in einer Rede verwirren nur. - Ich kann es nicht oft genug wiederholen: eine Rede darf nicht belehren!

 


Rhetorik 
 
Letztes Update: 18. März 2017