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Die Definition

 

 

Wenn Sie ein Redethema suchen: Definieren sie einen Begriff !

Um einen Begriff zu "definieren" müssen wir zunächst das Wort "definieren" bzw. "Definition" definieren. Im Wort "Definition" fällt zuerst die Silbe "fin" bzw. "fine" auf. "Fine" heißt (lat.) "Ende". "Finieren" heißt also "beenden". Die Silbe "de" verneint. "definieren" bedeutet demnach, eine "Finition" nicht zu beenden, also eine permanente Begriffsanalyse. Somit bedeutet eine "Definition" die "Nichtbeendung" der Erklärung eines Begriffes. Dies ist bedeutsam, denn es gibt keine endgültigen Definitionen. Vielmehr muß durch eine Definition immer aufs Neue überprüft werden, ob die Bedeutung eines Begriffes auch dem (jetzigen - zeitgemäßen) Inhalt entspricht. Dies ist für "Denker" eine lockende Herausforderung.

Meist ist die Definition eines Begriffes bereits eine wunderbare Möglichkeit in ein Stegreifrede einzusteigen. Sofern Sie jedoch in einer Stegreifrede eine Begrifflichkeit definieren, sollte diese Definition zwar tiefgreifend sein wie möglich, jedoch nicht ausufernd. Jede Rede ist weltanschaulich. Sie können aber nicht in jeder Rede ihre gesamte Weltanschauung ausdrücken.

Wie oft erleben wir, daß Leute völlig aneinander vorbeireden, weil jeder vom gleichen Wort eine andere Definition hat. Deswegen sollten in einer Rede die Begrifflichkeiten geklärt werden. Schließlich will ich das Auditorium ja auch von meinem Verständnis einer Begrifflichkeit überzeugen.

Große Polemiker (wie z.B. Erwin Huber, CSU) schaffen es, mit bewußt irreführenden, eigentlich leicht widerlegbaren Tatsachenbehauptungen, mit meist nur ideologisch begründeten, dogmatischen und polemischen Begrifflichkeiten alleine durch die permanente Wiederholung ihrer Dogmen das Publikum so hinter sich zu kriegen, daß es solche Behauptungen, die als wahr geltend gemacht werden obwohl sie gar nicht wahr sind, als objektive Wahrheit annimmt (z.B. daß Alkohol keine Droge wäre, nur weil bayerische Politiker Bier gerne und öffentlich trinken).

Dies ist einer der "Kunstgriffe" aus Arthur Schopenhauers "Eristischer Dialektik", nämlich die "Instanz". (Eristische Dialektik: "Aristoteles bestimmt den Zweck der Dialektik nicht so scharf wie Schopenhauer. Er unterscheidet nicht danach, ob eine These objektiv wahr ist oder ob sie nur als wahr geltend gemacht wird. Dagegen behandelt die Dialektik nur das Geltendmachen. Die objektive Wahrheit selbst ist nämlich Sache der Logik. Aristoteles' Logikbegriff unterscheidet also nicht streng genug nach logischer Voraussetzung und logischer Folgerung. Deswegen ist eine eristische Dialektik nötig.")

In der heutigen Zeit, wo Glaubensdinge zunehmend verloren gehen, weil die Kirchen und Gott ihre Glaubensfähigkeit verlieren, suchen die Menschen nach festen Glaubenssätzen. Das sind meist Menschen, die mit ihren eigenen Dingen nicht fertig werden und nun eine andere Stelle um Aushilfe angehen, eine Stelle, die sie doch kaum kennen kann, diese Schatten aus Nichts. Hasen, Wermutstropfen, die in ihrem Grunde stehen geblieben sind und für 10 Pfennig schon gut werden und deren größte Hoffnung sein müßte, bald ins Grab zu sinken, um den Blick des Großen Wesens bald aus dem Auge zu gehen (Gottfried Benn).

Sie fliehen z.B. in die Esoterik, in die Mystik, in Sekten und Scheinkirchen (wie etwa auch die "Scientologen"). Umso leichter fallen sie auf dogmatische Thesen herein. Das macht nämlich weniger Mühe, als sich die Realitäten und die Probleme genau anzusehen. Erkenntnis kann manchmal schmerzhaft sein, weil sie bislang unreflektierte Voraussetzungen zerstört. Die Sehnsucht nach der "heilen Welt" ist größer als die Erkenntnisbereitschaft. Es ist leichter, unkritisch zu sein. Es ist leichter, in der Abtreibungsfrage von "Mord" zu sprechen, als über die Probleme der Überbevölkerung, über die sozialen Probleme, über Probleme, die alleine die Mutter bewältigen kann. Es ist leichter, die Welt nicht selbst anzuschauen und eine vorgefertigte Weltanschauung zu übernehmen. Es ist leichter, ein Dogma zu glauben als eine Erkenntnis zu erringen. Umso nötiger ist die Definition.

Im Kern geht es bei den Definitionen oft um mehr als eine Meinung, meist um eine "Gesinnung" (siehe dazu auch: der Höhlenmensch...), die tiefer in uns steckt und die die Meinung prägt. Wir erkennen das oft an der Militanz, mit welcher Meinungen vorgetragen und verteidigt werden. Gewalttätigkeit in Meinungsstreiten sind meist nur fehlende Argumente. Mit einer klaren Definition packen wir Meinung und Gesinnung an ihrer Wurzel an, an ihren stillschweigenden Voraussetzungen (ad rem), am Gesellschaftlichen und Menschlichen (ad hominem) und an der Weltanschauung.

Rhetorik 

Letztes Update: 18. März 2017