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Rede: Wann ist ein Mann ein Mann

 

Liebe Kommilitoninnen, liebe Kommilitonen, lieber Holger Münzer,

wie wir mittlerweile wissen, sprechen gute Argumente dafür, daß auch Frauen in die Bundeswehr eintreten dürfen.

Ob es denn nun vorbei sei mit der Männlichkeit, haben daraufhin Sie, Herr Münzer, mich gefragt. Ausgerechnet mich.

Denn erstens muß ich gar nicht zur Bundeswehr, ich bin auch ganz froh darüber, und ich glaube trotzdem, ein Mann zu sein.

Und zweitens war es wohl kein Zufall, daß Sie, Herr Münzer, diese Frage ausgerechnet mir gestellt haben. Das liegt vermutlich nicht daran, daß wir denselben Vornamen haben. Aber es legitimiert die Frage: Hat Männlichkeit etwas mit Äußerlichkeiten zu tun?

 

 

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Wann ist ein Mann ein Mann? 

Stichwort männliches Rollenverhalten: Mit Saufkumpanen im Wirtshaus sitzen, dreckige Witze erzählen, grölen und laut rülpsen. Nun ja, seit auch Frauen sich diese Freiheiten nehmen - und das tun Frauen wirklich! Habt Ihr schon einmal weibliche Fußballfans in der S-Bahn miterlebt? Sie unterscheiden sich kaum von ihren männlichen Kollegen, weder äußerlich noch in ihrem Verhalten - nun ja, seit auch Frauen sich diese Freiheiten nehmen, sind Männer in Selbsthilfegruppen auf Identitätssuche.

Und wenn man dann gelernt hat, sich zu benehmen? Ist man dann kein Mann mehr? 

Stichwort Liebe - oder sollte ich nicht besser von Sex sprechen, da es um Männer geht? Männer brüsten sich gerne damit, dass sie schon wer weiss wieviele tolle Frauen flachgelegt haben.

Diese Casanovas haben wohl noch immer nicht bemerkt, daß auch Frauen längst gelernt haben, Sex von Liebe zu unterscheiden und zu trennen. Frauen können nicht nur sehr berechnend, sondern sogar gierig sein. Ich habe immer mehr den Eindruck gewonnen, daß es mittlerweile schwieriger sein kann, gewisse Clubs ohne Frau am Hals zu verlassen als mit. Ich spreche nicht vom Rotlichtmilieu.

Ich möchte mich an dieser Stelle nicht über mein Liebesleben auslassen.

Aber disqualifiziere ich mich als Mann denn nun allein schon deshalb, indem ich diese Chance nicht nutze? 

Und schließlich Stichwort Bundeswehr: "Ein Mann wird erst durch den Wehrdienst zu einem richtigen Mann", hat einmal eine Frau zu mir gesagt. 0 Gott, ich muss gar nicht dienen, werde ich nun niemals ein Mann werden? Muß ich da etwas nachholen?

Was lernt man denn eigentlich bei der Bundeswehr? Nun, da fällt mir schon so einiges ein. Zum Beispiel: militärgrüne Kleidung tragen. Das wollte ich heute natürlich mal ausprobieren - und? Was haltet Ihr vom Ergebnis? Sehe ich nicht gleich viel männlicher aus?

Vielleicht bezog sich jene Frau ja auf die physische Stärke, die beim Wehrdienst zweifelsohne trainiert wird. Doch dieses Argument entbehrt jeglicher Grundlage. Werden denn nun auch die starken Frauen, die neuerdings dienen dürfen, bei der Bundeswehr zu echten Männern?

Oder werden sie zu echten Frauen?

Kleine Zwischenfrage: Wann ist eine Frau eine Frau? Eine Frau ist eine Frau, wenn sie in die Bundeswehr eintreten darf.

Aber: Wird sie zur Frau, indem sie dann wirklich eintritt? Traurig ist, daß so vielen Frauen auf dem Weg zu Gleichberechtigung und Selbstverwirklichung - zum "Frau-Sein" - nichts besseres eingefallen ist, als ausgerechnet die Männer zu kopieren.

Zurück zur Männlichkeit. Ich hoffe, Ihr habt eines bemerkt: solange ich mich mit Äußerlichkeiten beschäftige, komme ich der Männlichkeit kein bißchen näher.

Eine Freundin von mir mißt Männlichkeit an folgenden inneren Werten: Mut, Entschlossenheit, Verantwortungsbewußtsein, psychische Kraft, Heldentum. Zugegeben, das mag abgedroschen klingen, aber: wo sind denn im Alltag noch Helden?

Etwa bei der Bundeswehr? Welche Werte sind dort denn gefragt? Richtig: Disziplin, Befehle erhalten und Befehle willenlos ausführen. Jeder Soldat ist ein potentieller Mörder. Sind Männer, die sich kleinlaut unterordnen, Helden?

Warum muß ich denn dem Vaterland nicht dienen? Zunächst: welchem Vaterland? Als Doppelstaatsbürger mußte ich mit 18 Jahren das Ritual der Musterung in jenem Land über mich ergehen lassen, in dem ich damals lebte, also Italien. Ich weiß nicht, wie das in Deutschland ist, aber zum Ritual gehört dort ein Persönlichkeitstest.

Dabei wurde festgestellt, daß ich es nicht verkrafte, Befehle und Anordnungen auszuführen, die ich mit meinem Gewissen nicht vereinbaren kann. Ziviler Ungehorsam ist beim Heer nicht gefragt, also kann man mich dort nicht brauchen.

Ich bin weit davon entfernt zu behaupten, deshalb ein Held zu sein. Aber: werde ich nicht erst dadurch zum Mann - und noch viel wichtiger: zum Menschen, indem ich hinterfrage, was ich tue, und indem ich mir selbst und meinem Gewissen treu bleibe?

Und: Ist es wichtig, ob ein Mensch in diesem Sinn Mann oder Frau ist?

Ich muß niemandem beweisen, weder durch Taten noch durch Worte, ein "ganzer Kerl" zu sein. Männer, die das nötig haben, grade die haben doch ein Identitätsproblem.

Deshalb rate ich euch, Kommilitoninnen und Kommilitonen:

  • Fühlt euch ganz Frau, oder fühlt euch ganz Mann, aber glaubt nicht, dies beweisen zu müssen.
    Weder anderen noch Euch selbst.

  • Man kann aus den Vorzügen beider Geschlechter lernen. Alice Schwarzer hat einmal gesagt: "Männer sind nur dann interessant, wenn sie auch eine weibliche Seite haben und Frauen nur dann, wenn sie auch eine männliche Seite haben."

  • In diesem Sinne:
    Seid ganz Mensch.

Danke

 

 

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Letztes Update: 06. Juli 2022